tag:blogger.com,1999:blog-4314379591833314403.post2431917612080917370..comments2013-04-29T08:30:07.294-07:00Comments on Zwickau Nord: ARCHITEKTUR ESSENSebastian D Kriegsmannhttp://www.blogger.com/profile/08835797275458899586noreply@blogger.comBlogger2125tag:blogger.com,1999:blog-4314379591833314403.post-9542036294108494952013-04-29T07:46:34.472-07:002013-04-29T07:46:34.472-07:00Wenn wir nun jedoch an das Speisen in öffentlichen...Wenn wir nun jedoch an das Speisen in öffentlichen Einrichtungen, in etwa das Essen mit Freunden in einem Restaurant, denken, dann zeichnen sich eben diese Einrichtungen heutzutage oftmals durch eine moderne und damit für mich eher kühl wirkende Architektur, die sich von ihrer Konstruktion her in etwa größerer Glas- und Metallflächen bedient und Tische und Stühle weit voneinander entfernt positioniert, aus. Derart gestaltete Einrichtungen lehne ich persönlich ab, da sie meines Erachtens eher die Kälte und Distanz der heutigen Gesellschaft verkörpern. Eine mediterrane Architektur, die sich in etwa warmer Farben bedient, das Material Naturstein nutzt und sich durch kleine verwinkelte Sitznischen auszeichnet, halte ich persönlich für ansprechender, da sie die Menschen architektonisch bzw. raumgestalterisch zwingt, sich wieder näher zu ihren Mitmenschen zu setzen und sie somit dazu auffordert, sich ihrer Umwelt wieder anzunähern. Und eben nur hier entsteht beim Essen dann auch das Soziale!<br />Da du deine Argumentation eng mit sozialen und damit eben auch soziologischen Komponenten verknüpfst sowie auch auf mediale Realisierungen des Essens, sprich bestimmte Filmtitel verweist, welche den Ort des Essens thematisieren, könnte die Diskussion um folgende weitere Punkte bereichert werden, auf die ich hier aus Platzgründen aber nur ansatzweise eingehen kann: Zum einen erscheint mir die Theorie der Orte und Nicht-Orte des französischen Soziologen Marc Augé aus den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als fruchtbringender Ansatzpunkt für weitere Diskusionen. In seiner Theorie stellt Augé den historisch gewachsenen und daher mit Erinnerung „aufgeladenen“ Orten, wie in etwa Kirchen, Denkmälern oder eben auch dem traditionellen Eck-Café oder dem innerstädtischen Markt, die (post-)modernen Transiträume gegenüber, sprich die (Nicht)-Orte des Flüchtigen wie in etwa Flughäfen, Bahnhöfe mit ihren riesigen, Transparenz nur suggerierenden Glasflächen sowie den darin befindlichen Café- und Restaurant-Ketten. Diese Theorie ist meines Erachtens hoch aktuell: Denken wir hierbei in etwa nur an den Einzug der riesigen Café- und Restaurantketten oder Brandings in unsere Innenstädte und die daneben befindliche, über Jahrhunderte gewachsene Kirche. Die Filme des französischen Regisseurs Jacques Tati, ich denke hierbei in etwa an Filme wie „Mon oncle" aus dem Jahre 1958 und „Playtime“ aus dem Jahre 1967, haben die Dichotomie zwischen Ort- und Nicht-Ort meines Erachtens bereits vorweggenommen bzw. vorausgedacht, denn auch in ihnen werden die Fragen der modernen Architektur und ihrer Kollision mit dem Traditionellen aufgegriffen und anhand des tollpatschigen Protagonisten, Monsieur Hulot, sowie dessen Unfähigkeit, sich in das Moderne einzufügen, in provokant-humoristischer Manier thematisiert.<br />Thomas W. (2. Teil)Anonymousnoreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-4314379591833314403.post-53512665237800264382013-04-29T07:45:13.771-07:002013-04-29T07:45:13.771-07:00Ich habe deinen Blog-Artikel aufmerksam rezipiert:...Ich habe deinen Blog-Artikel aufmerksam rezipiert: Du spannst ausgehend von der „sozio-architektonischen“ Idee der Ur-Feuerstelle, über die Moral einen interessanten Bogen zur Suche nach neuen baulichen Ausdrucksformen der Nahrungsaufnahme.<br />Die Betrachtung der moralischen Komponente halte ich an dieser Stelle aber für entbehrlich, eben gerade wenn man den Ur-Impuls der Feuerstelle aufgreift, die wohl als sittlich reine Verkörperung des Schlichten und Einfachen gelten kann und daher moralisch wohl nicht in Frage gestellt werden muss. Eben erst das "Sich-Entfernen" von dieser Ur-Form der Feuerquelle im Laufe der Jahrhunderte (in etwa durch den Bau von Luxuslokalen und konsumorientierten Restaurantketten) manifestieren unter anderem ja den moralischen Verfall unserer Gesellschaft. Hier erscheint die Frage nach der Moral dann natürlich wieder mehr angebracht.<br />Auch deine abschließende Frage zu räumlich-funktionalen Ausdrucksformen unseres Bauches halte ich für sehr interessant. Dabei stellt sich für mich v.a. die Frage, wen das Bauwerk zum Speisen beherbergen soll, ohne hierbei primär an die soziale Herkunft des Speisenden zu denken. Gerade wenn man die gemeinschaftliche Komponente des Essens und des Beieinander-Seins wieder stärker in den Vordergrund rücken will, sollten wir uns vielleicht an den Südländern orientieren. Dort spielt sich das kulinarische, und damit ja eben auch das soziale Leben viel in öffentlich-gastronomischen Einrichtungen ab, die einer anderen, eine breitere Masse ansprechenden (oder vielleicht auch gerade deshalb provozierend-individuelleren Architektur???!!!) bedürfen als der heimische Herd. Sicher wird letzterer immer wichtig bleiben: das traute Essen zu Hause im engeren Familienkreis kann ja als Ausdruck der Ur-Gemeinschaft „Familie“ par excellence angesehen werden. <br />Thomas W. (Teil I)Anonymousnoreply@blogger.com